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Interview mit Hanscraft & Co

Ich habe ein Interview mit Christian Hans Müller von Hanscraft & Co. geführt. Hanscraft & Co. ist eine kleine bayrische Mikrobrauerei, die hervorragendes Bier braut. Ihr Anliegen ist es „Menschen zu inspirieren und ihren Gaumen zu verwöhnen.“
Das Interview drehte sich natürlich hauptsächlich um Craft Bier.

Hanscraft & Co.

Wie ist die Idee ein Craft Bier zu brauen entstanden? Was waren eure Einflüsse?

Das waren eine ganze Menge an Einflüssen, die dabei aufeinandertrafen. Zum einen die permanente Unterforderung durch den gemeinen Getränkehandel, viele Auslandsreisen und Studienlehrgänge und immer das Bedürfnis, neu entdeckte und lieben gelernte Bierstile mit den eigenen, verfügbaren Mitteln eigen zu interpretieren. Und irgendwann stand ich vor der Entscheidung, mich selbständig zu machen oder es sein zu lassen. Und bei all der Leidenschaft, die in mir steckte, fiel die Entscheidung rasch auf die Selbständigkeit.

Findet man genug Interessenten auf dem deutschen Craft Bier-Markt?

„Genug“ birgt ja immer Steigerungspotenzial. Lass es mich so formulieren, dass die heutige Zahl der Interessenten in dem Bereich liegt, wie wir uns diese vor vielleicht eineinhalb oder zwei Jahren gewünscht hätten. Die Resonanz ist also in relativ kurzer Zeit enorm gestiegen. Demnach wachsen wir auch permanent. Trotz allem schlummert noch so viel Potential in Craftbier, dass wir diesen Trend sicherlich noch einige Jahre sich so entwickelnd beobachten und bedienen können. Das heißt mehr Arbeit, mehr Personal usw. Eine schöne Entwicklung, die mir Freude bereitet. Von Beginn an haben wir aber auch schon die Fühler über die Landesgrenzen hinaus gestreckt, woraufhin wir mittlerweile schon einen beträchtlichen Exportanteil haben.

Besteht euer Team aus professionellen Brauern oder seid ihr mehr die Quereinsteiger?

Bekanntlich bin ich als Gründer Quereinsteiger. Jedoch mit einem langjährigen Erfahrungsschatz, was das Handwerk des Brauens angeht. Ich habe also keine klassische Lehre, wie in Deutschland üblich, durchlaufen, sondern habe immer dann das gelernt, was mir in dem Zusammenhang gerade wichtig war und mir somit mehr oder weniger meinen eigenen Lehrplan gestrickt. Darüber hinaus habe ich mich in den USA fortgebildet etc. Daher bin ich sicher nicht in allen Bereichen zu 100 % versiert aber für das, wovon ich lebe, habe ich mir einen entsprechenden Status an Kenntnissen und Fertigkeiten angeeignet und dieser wird auch wahrgenommen. Das macht mich natürlich stolz. Ergänzt werde ich von zwei gelernten Brauern, die wiederum meine Philosophie erst verstehen und lernen mussten, da sie zuvor den klassischen Weg gegangen sind. Aber anders, als man vielleicht vermutet, gab es keinerlei Konflikte und sie tragen den Spirit genauso weiter.

Beschreibt doch kurz mal eure von euch gestalteten Biere. Welche sind eure Lieblingsbiere und warum?

Kurz umschrieben brauen wir ein Weizen Pale Ale, namens Bayerisch Nizza, was überraschend fruchtig und würzig daherkommt. Es vereint bayerische Tradition, als Sinnbild unserer Herkunft, mit mediterraner Aromatik, durch großzügige Kalthopfung mit drei amerikanischen Aromahopfen.

Dazu mein eigentlicher Favorit, der Backbone Splitter als unser IPA. Inspiriert vom typischen West Coast Style ist uns, so die Meinung vieler, hier was ganz Besonderes gelungen. Schöne tropisch-fruchtige Noten, die mit einem karamelligen Körper die 60 Bittereinheiten wunderbar einbinden. Die Nachfrage ist immens und wir haben gerade bei dem Bier die Sorge, immer rechtzeitig genüg Nachschub produzieren zu können.

Neu im Sortiment haben wir unser Farmhouse Ale, das Saison Julie. Hier haben wir uns von belgischer Braukunst inspirieren lassen und ein kräftiges Bier, mit fruchtigen Noten von Zitrus und Kokos (dank des Sorachi Ace Aromahopfens) mit stiltypisch trockenem Nachtrunk entstehen lassen. Super erfrischend, super lecker.

Unser Black Nizza ist das Imperial Stout im Sortiment, das als Besonderheit mit 12 verschiedenen Malzsorten und einer Stammwürze von 22 °P eingebraut wird. Schön röstaromatisch, lieblich-viskos und sehr aromatisch mit Noten von Kaffee, Pflaume und Süßholz.

Das einzige, nicht streng nach Reinheitsgebot gebraute Bier aus unserem Haus ist ein Collaboration Brew mit Mashsee aus Hannover, heißt Very White Pornstar und ist ein Belgisch Wit. Klassisch werden diese Biere mit Orangenschalenabrieb und Koriander gebraut. Wir haben noch Zitronenschalenabrieb, Kardamom und chinesische Süßholzwurzel zugegeben. Leichte 4,7 % Alkohol, wenig Hopfen und auch hier pfeffrig-fruchtige Aromen, die ideal zur Erfrischung dienen.

Was ist so die Hauptzielgruppe eurer Biere?

Freaks aber auch Genießer. Nicht das konservative Biertrinkerpublikum aber Menschen mit genügend Offenheit für neue Sichtweisen. Menschen die sich auch nicht industrialisieren lassen möchten und über den Tellerrand hinaus schauen. Eben die, die klasse finden, was kleine Unternehmen mit Querdenkerpotenzial so machen.

Wie schätzt ihr die Chancen das Craft Bier sich in Deutschland vor allem auch in der Gastronomie etabliert?

Das hängt von vielem ab. Die große Landschaft an Bierlieferverträgen wird uns nicht kampflos das Feld überlassen. Und doch scheint man unseren Atem im Nacken zu verspüren. Warum sonst versuchen sich mittlerweile auch große Brauereien daran, Bierstile wie wir sie brauen herzustellen? Ob mit oder ohne Erfolg sei dahingestellt. Natürlich steckt da nicht die Leidenschaft drin, wie in unseren Bieren. Das gibt man dort auch offen zu. Aber offensichtlich rollt ein Zug, den man nicht an sich vorbeifahren lassen will und das zeigt ganz deutlich, welche Chancen für uns bestehen.

 

Vielen Dank noch einmal für das Interview an Christian Hans Müller von Hanscraft & Co. Bier der Brauerei Hanscraft & Co. bekommt man im Online Biershop von Bier-Deluxe.


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